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Startup Erfahrungsbericht: 10 Erkenntnisse aus meinem ersten Startup

Startups sind kein Ponyhof, weil sie extrem ungewiss, chaotisch und nahezu toxisch sind.

Startups sind keine “kleinere Version” etablierter Unternehmen und setzen kein bestehendes Geschäftsmodell um, sondern sind auf der Suche nach einem Geschäftsmodell und versuchen so, eigene Innovationen erfolgreich an den Markt zu bringen.

9 von 10 Startups scheitern jedoch dabei!

Wenn Startups jedoch erfolgreich werden, wachsen sie unvorstellbar schnell (=exponentiell).

Für viele Gründer werden sie zur emotionalen Achtbahnfahrt – so auch bei mir!

Als ich in 2012 mein erstes Startup – Spotistic – startete, wusste ich nicht, worauf ich mich wirklich einlasse. Ich stellte fest, wie schwer es ist, unternehmerisch tätig zu sein.

Von 0 auf 100. Ohne Vorbereitung. Das Studium gab mir weder Sicherheit noch Wissen. Die Inhalte meiner Arbeit waren so neu, dass ich bei Null anfing.

Aus meinem ersten Startup-Versuch lernte ich, dass ich nur des Gründen wegen gestartet bin, mir aber keine Gedanken über meinen Antrieb und meine wirkliche Motivation gemacht habe.

80/20 Fazit

Meine 10 Erkenntnisse im Überblick

  1. Tue etwas, was du liebst. Verstehe, was dir im Leben wichtig ist und gestalte es dementsprechend.

  2. Finanzielle Unabhängigkeit und emotionale Stabilität sind die Basis unternehmerischen Erfolgs (Hinweis: Erfolg hat viele Facetten, nicht nur finanziell).

  3. Als erstmaliger Startup-Gründer sind Accelerator-Programme super, um dein Netzwerk aufzubauen und erste Erfahrungen zu sammeln.

  4. Verstehe deine Stärken und baue diese aus. Finde und baue dein Team so auf, dass deine Schwächen ausgeglichen werden.

  5. Baue dein Unternehmen dort auf, wo einige deiner idealtypischen Kunden sind, um diese bestmöglich zu verstehen.

  6. Es gibt interne und externe Komponenten, die dein Startup erfolgreich machen. Die meisten Startups scheitern aufgrund interner Faktoren (fehlende Vision, Gründerkonflikte, Teamkonflikte, Investorkonflikte, fehlende Produktivität, fehlende Organisation).

  7. Die Zusammenstellung des Gründerteams ist die wichtigste Komponente eines Startups, weil die Idee sich meistens ändert, aber nicht die Werte und Motivation der Gründer. Wähle umso vorsichtiger deine Mitstreiter aus.

  8. SaaS (Software as a Service) als Geschäftsmodell für Geschäftskunden ist die Zukunft.

  9. Mache niemals einen Fehler zweimal. Lerne. Akzeptiere Fehler. Kämpfe weiter.

  10. Ich bevorzuge den Bootstrapping-Ansatz (keine Investoren), um Ideen zu starten. Als erstmaliger Gründer mit einer unreifen Idee ist das Überzeugen von Investoren krasse Zeitverschwendung. Lerne stattdessen deine Zielkunden besser kennen.

Kontext zu meinen Einsichten und Erkenntnissen

Erfahre mehr über den Kontext meiner ersten unternehmerischen Erfahrungen in Berlin als einer von drei Gründern des Startups Spotistic.com.

Mir sind zwei Punkte vorab besonders wichtig.

Erstens, bitte betrachte alles mit Skepsis und hinterfrage für dich mögliche Handlungsempfehlungen. Die Startup-Welt ist so schnelllebig, dass meine Ratschläge in ein paar Jahren lächerlich klingen. Ich werde auf jeden Fall zu einem späteren Zeitpunkt meine Erkenntnisse und somit Ratschläge überarbeiten, wenn ich das Gefühl habe, dass sie sich geändert haben.

Zweitens, bitte sieh meine Erfahrungen als ein Fallbeispiel und persönlichen Erfahrungsbericht an. Sie sind weder richtig noch falsch. Es sind lediglich persönliche Erfahrungen, die ich in einer 20-monatigen Zeitspanne von Oktober 2012 bis Juli 2014 in Berlin gesammelt habe.

Team & Büro

  • 3 Gründer (2 Ingenieure, 1 BWLer (ich))

  • 3 Mentoren: Jochen Hummel, Thomas Arend und Holger Weiss, und 1-jährige Unterstützung durch das Gründungszentrum der HWR Berlin: Christian Gurol & Prof. Dr. Sven Ripsas

  • Teamgröße: zwischen 3 und 8 Personen (meistens Praktikanten)

  • Büro: mehrere in Berlin (erst Startupbootcamp, Agora, Gründungszentrum HWR, jetzt: Neukölln)

Finanzierung

  • Accelerator: Startupbootcamp Berlin

  • 2 Investoren (+100,000€)

  • 1-Jahr EXIST gefördert am Gründungszentrum der HWR Berlin (~100,000€)

Geschäftsmodell

  • Zielgruppe: Geschäftskunden (B2B – business to business)

  • Software as a Service (SaaS) mit einem 14-Tage ‘Free Trial’-Ansatz

  • Vertriebsprozess: Kundengewinnung durch wöchentliche E-Mail-Kampagnen

  • Marketing: Blog und Social Media

Produkt

  • Aggregation und Auswertung von standortbezogenen Daten aus sozialen Netzen für Geschäftskunden, die schnell mit ihren Kunden  kommunizieren wollen

Lass uns gemeinsam die einzelnen Erfahrungen durchgehen, sodass du ein besseres Bild davon bekommst, wie ich letztlich zu den Einsichten und Erkenntnissen gelang. Ich hoffe, dass du so deinen Weg etwas abkürzt und meine Fehler vermeiden kannst, sodass du schneller vorankommst.

Ich wünsche dir nichts weniger als Erfolg.

[Accelerator] Startupbootcamp

Im Herbst 2012 lernte ich Victor und Maxence, 2 französische Software-Ingenieure, in Berlin kennen. Sie kamen nach Berlin, um ihre Idee – Fourscan – mit Hilfe von Startupbootcamp Berlin weiterzuentwickeln.

Startupbootcamp ist mittlerweile ein globaler Accelerator in 12 Ländern, der von Alex Farcet in Kopenhagen in 2010 gegründet wurde.

Ich verstehe unter einem Accelerator die Beschleunigung einer Geschäftsidee durch einen intensiven Austausch mit lokalen Experten, Mentoren und Investoren. Der erfolgreichste und erste Accelerator ist Y Combinator aus Kalifornien, welcher 2006 startete und in dem Startups wie AirBnB oder Dropbox gefördert wurden.

Im Gegensatz zum Accelerator steht das Konzept Inkubator, auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden. Ich verstehe unter einem Inkubator ein nicht zeitlich begrenztes Programm, wo Startups Büro und andere Dienstleistungen ‘umsonst’ (ohne Gegenleistung) beziehen. Sie werden aber nicht wie bei Acceleratoren proaktiv beschleunigt.

Wie funktionieren Accelerator? Sie wählen in einem intensiven Sichtungs- und Auswahlprozess die besten Ideen aus. Startupbootcamp beteiligt sich pro Programm an 10 Startups mit einem Betrag von 15,000€, um 8% der Firmenanteile zu erhalten. Oftmals sind Accelerators die ersten Investoren in eine Idee (manchmal nach der Familie oder Freunden). Die meisten Accelerator-Programme dau
ern 3 Monate. Am Ende der 3 Monate stellen Startups an einem ‘Demo Day’ ihre Idee vor Investoren vor.

Victor, mein Mitgründer und Ideengeber, präsentierte Spotistic 2012 vor 600 Investoren, Mentoren und Experten in Berlin. Der Demo Day war extrem aufregend. So viele Gespräche über unsere Geschäftsidee mit unterschiedlichsten Investoren. Jedes Gesicht wird aufgesaugt. Mit jeder Business Card wuchs mein Selbstvertrauen, dass die Investoren wirklich an unserer Idee und dem Team dahinter interessiert sind.

Einen Tag nach dem Demo Day versandten wir voller Vorfreude unsere Firmenpräsentation und gingen fest davon aus, dass wir bald Investoren gewinnen.

Die Ernüchterung sollte aber in den Wochen darauf folgen.

Wir wurden hart von unserer Euphorie (man könnte auch “Naivität” schreiben) auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Aussagen wie “das Produkt muss erst fertiggestellt werden”, “wir wollen zahlende Kunden sehen”, “euer Vertriebsprozess ist nicht skalierbar”, “wer investiert noch” hörten wir von den Investoren am Fließband.

Alles Gründe (a.k.a. Ausreden), um nicht in uns zu investieren…

Das sagen Investoren nur leider nicht, da sie sich die Tür für ein späteres Investment aufhalten wollen. So halten die meisten Investoren Startup-Gründer hin. Für unerfahrene Gründer wirkt das oft scheinheilig, ist aber leider Teil des Spiels. Akzeptiere es und sei dir dessen bewusst.

Im Team entschlossen wir uns, uns auf die Entwicklung unseres Produktes zu konzentrieren, weil wir wenig Erfolg mit Investoren hatten. Wir rückten so als Team noch enger zusammen und zahlten uns so wenig Gehalt wie möglich aus, um das Überleben von Spotistic zu verlängern. Das Gehalt war zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Es war in etwa 1.000 €.

—Gewonnene Erkenntnisse Accelerator: Für erstmalige Startup-Gründer sind Accelerator-Programme sehr gut, weil du dir ein Netzwerk an Mentoren, Experten und Investoren aufbauen kannst und so Zugang zur lokalen Startup-Szene erhältst. Das Team kann sich finden und zeigen, wie es unter enormen Stress funktioniert. In der Regel dauert der Startup-Finanzierungs-Prozess vom ersten Kontakt bis zum Geldeingang auf dem Firmenkonto 6 Monate, wenn man davor keinen Bezug und Kontakt zu den Investoren hatte.

—Botschaft an dich: Konzentriere dich auf deine möglichen Kunden. Verstehe ihre Probleme und finde eine tragfähige Lösung. Falls du ihnen hilfst, werden sie dankend dein Produkt nutzen und dafür zahlen. Wenn du mehr als 10 frühe Überzeuger (Engl. ‘early adopters’) hast, werden Investoren von allein auf dich aufmerksam.

Paul Graham sagt: “Make something people want”.

[Finanzierung] 2 Runden mit einem Business Angel & VC

Im Frühjahr 2013 sollten wir 2 Investoren finden, die eine Summe von mehr als 50.000€ investierten und sie später nochmals verdoppelten. Wir konnten sie durch unseren guten Fortschritt und als Startup-Team überzeugen. Uns auf die Weiterentwicklung des Produktes und Kundengewinnung zu konzentrieren, sollte sich so auszahlen.

Ich stelle beim Schreiben dieser Zeilen fest, dass ich über den Prozess des Geld einzusammeln einen einzelnen Blog-Eintrag schreiben könnte, weil das Thema an sich spannend und mit vielen Vorurteilen behaftet ist. Lasst mich hier kurz meine Einsichten zusammenfassen.

Egal in welcher Höhe, eine erfolgreiche Finanzierung

  1. validiert euer Produkt nicht

  2. ist Mittel zum Zweck, um ein Produkt an zahlende Kunden zu vermarkten und zu verkaufen

  3. ist eine Vollzeit-Tätigkeit und nimmt mindestens einem der Gründer seine komplette Energie und Nerven

  4. raubt mindestens einem der Gründer die notwendige Zeit, sich mit Kunden und dem Produkt zu beschäftigen

  5. lenkt somit gehörig ab!

Anfänglich empfand ich es als extrem cool, mich mit Investoren in Cafés und Restaurants zu treffen. Einfach zu plaudern und irgendwann die Idee vorzustellen. Die meisten dieser Gespräche waren interessant, führten aber zu keiner Finanzierung.

Ein Grund war meine Rolle. Ich war noch nicht dazu bereit, die Vision überzeugend zu vermitteln, weil es nicht meine Vision war. Ich war lediglich ein Übermittler.

Victor als Ideengeber und Produktmanager hatte genaue Vorstellungen davon. Wir dachten anfänglich, dass ich besser geeignet wäre, Investoren von der Idee und Vision zu überzeugen. Das funktionierte auch bis zu einem gewissen Grad.

Aber 90% Prozent im Spiel mit Investoren sind nicht genug. Du brauchst 150%. Du brauchst eine überzeugende Vision, eine grobe Vorstellung wie du dort hinkommst und solltest bereits erstes Feedback vom Markt (a.k.a. #Traction) gesammelt haben.

Randnotiz: Wusstest du, dass AirBnB anfänglich von 7 Investoren abgelehnt wurde? Das nächste Mal, wenn du eine Idee hast, und diese abgelehnt wird, denke daran. Ablehnungen gehören zum Spiel dazu, weil nicht jeder Investor das Potenzial und die Vision sofort erkennt.

Paul Graham und Fred Wilson haben ihren E-Mail-Austausch zu AirBnB veröffentlicht. Ergibt dir einen Eindruck, wie Investoren versuchen einander zu beeinflussen:

  1. Paul Graham zu ‘Convincing Fred Wilson to invest’: Der Blogbeitrag zeigt einen sehr interessanten E-Mail-Austausch!

  2. Die dazugehörige Ansicht von Fred Wilson über AirBnb – “eines der besten Startups der letzten Jahren”, in welches ich nicht investiert habe, obwohl Paul Graham so aufdringlich war.

—Gewonnene Erkenntnisse – Startup-Finanzierung: Ich bevorzuge den Bootstrapping-Ansatz (keine externe Finanzierung), um Ideen zu starten. Als erstmaliger Gründer mit einer unreifen Idee ist das Überzeugen von Investoren krasse Zeitverschwendung. Der Ideeninhaber und Visionär ist am Besten geeignet, seine Gedanken möglichen Investoren vorzustellen. Als Investor würde ich Startup-Gründer immer fragen, wer die Idee hatte und falls er nicht mit am Tisch sitzt, warum nicht?

—Botschaft an dich: Entwickle eine umfassende Vision und formuliere unwiderstehliche Aussagen, wie sich die Gegenwart ändert und warum dein Team die Zukunft genauso kreieren wird.

[EXIST-Gründerstipendium] Der Kreis schließt sich.

Nachdem wir mit Spotistic erste Investoren überzeugen konnten, suchte ich nach Alternativen zur Finanzierung durch Frem
dkapitalgeber.

Klassische Finanzierungswege wie Banken oder neuartige Möglichkeiten via Crowdfunding kamen für Spotistic nicht in Betracht. Im Herbst 2013 suchte ich daher nach staatlich geförderten Programmen, die Gründer in den ersten Monaten der Gründung finanziell unterstützen.

In Deutschland gibt es mehrere davon, etwa das EXIST-Gründerstipendium, welches Existenzgründungen aus der Wissenschaft fördert. Es ist ein Programm vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ihre Gründungsidee – belegt durch einen stichhaltigen Businessplan – umsetzen möchten.

Gefördert werden Teams mit bis zu 3 Mitgliedern, wovon eines an der Hochschule, über welche der Antrag geschieht, studiert oder studiert haben muss (nicht länger als 3 Jahre her). Die Höhe des personengebundenen Stipendiums orientiert sich an der Graduierung der Gründerinnen und Gründer.

Seit dem 9. Dezember 2014 gelten beim EXIST-Gründerstipendium neue Konditionen:

  1. Studierende, die mindestens die Hälfte ihres Studiums absolviert haben:       1.000 € pro Monat

  2. Technische Mitarbeiterin/Technischer Mitarbeiter: 2.000 € pro Monat

  3. Absolventinnen/Absolventen mit mindestens einem Hochschulabschluss:     2.500 € pro Monat

  4. Promovierte Gründerinnen und Gründer: 3.000 € pro Monat

  5. Für Unterhalts-pflichtige Kinder der Gründerin/der Gründer werden 100 € pro Kind pro Monat als Kinderzuschlag gewährt.

Bei den Gründungsvorhaben sollte es sich um ein innovatives Technologie- oder wissensbasiertes Produkt mit potenziell signifikanten Alleinstellungsmerkmal (‘USP’) und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten handeln.

Spotistic konnte diese Voraussetzungen erfüllen, sodass ich im EXIST-Gründungsnetzwerk nach einer geeigneten Universität und einem Professor suchte. Mein erster Ansprechpartner war Prof. Sven Ripsas, mit dem ich stetig  nach meiner Bachelor-These und meiner Arbeit am 2012 Startup Ecosystem Report den Kontakt aufrecht erhielt.

Er signalisierte uns schnell sein Interesse, uns zu unterstützen und empfahl mir, meine Bewerbung mit Christian Gurol, dem Leiter des Gründungszentrums der HWR Berlin, abzusprechen. Jede Hochschule oder außeruniversitäre Forschungseinrichtung hat einen Ansprechpartner für Gründer oder ist in ein Gründungsnetzwerk eingebunden. Gründungsinteressierte Studierende und Forschende können dort Beratung und Unterstützung finden.

Falls du eine Idee hast, solltest du auf jeden Fall das Gründungszentrum deiner Uni und den verantwortlichen Leiter aufsuchen und dich nach Möglichkeiten der Förderung erkundigen.

An der HWR gibt es beispielsweise neben dem EXIST Stipendium weitere Fördermöglichkeiten wie das Programm Gründungseinstieg, welches Teams mit Büro, Infrastruktur, Zugang zu Mentoren und mit Workshops unterstützt und fördert.

Zurück zu EXIST. Der Bewerbungsprozess für das EXIST-Stipendium dauert 6 bis 9 Monate – von der Kontaktaufnahme mit der Universität bis zum Entschluss. Bringt also Geduld und Ausdauer mit – zwei entscheidende Tugenden von Unternehmern, die dir helfen, nicht ganz bekloppt zu werden, da uns in der Regel “alles” nicht schnell genug geschieht.

Um das Risiko einer Absage zu minimieren und zu prüfen, ob die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind, kann jedes Gründungsteam mit der Hochschule eine Ideenskizze (max. 5 Seiten) einreichen. Sofern diese für gut befunden wird, kann man sich an die Arbeit machen. Ich habe innerhalb von 30 Seiten die Geschäftsidee, den Markt, denWettbewerb und eine Unternehmensplanung vorgestellt.

Im Detail sah mein Inhaltsverzeichnis wie folgt aus:

  1. Executive summary

  2. Geschäftsidee

    1. Gründungsvorgeschichte

    2. Know-how Träger (Team)

    3. Innovation

    4. Projektplanung

  3. Markt und Wettbewerb

    1. Marktsituation

    2. Alleinstellungsmerkmal und Kundennutzen

    3. Wettbewerbsanalyse

    4. Markteintritt

  4. Unternehmensplanung

    1. Finanzplanung

    2. Unternehmensorganisation

    3. Chancen und Risiken

  5. Anhang

WICHTIG: Du musst bei deiner Idee sicherstellen, dass es eine technologische Innovation ist. Ein Marktplatz oder eine eCommerce-Plattform wird nicht gefördert. Im Fokus stehen technologiebasierte Innovationen, wie beispielsweise künstliche Intelligenz, Algorithmen, maschinelles Lernen etc.

Letzten Endes kann jedoch jede Idee hochtrabend technologisch beschrieben werden. Sofern dein Gründungsteam die technologische Expertise mitbringt, stehen die Chancen auf einen erfolgreichen Projektantrag nicht schlecht.

Falls du Fragen oder Anregungen hast, was ich noch zu dem Thema EXIST aus eigener Erfahrung berichten sollte, schreibe mir bitte eine E-Mail.

Ich helfe dir gern!

—Gewonnene Erkenntnisse – EXIST-Gründerstipendium: Das EXIST-Gründerstipendium ist eine tolle Möglichkeit für 12 Monate abgesichert, an einer Idee zu arbeiten. Sicherheit geht aber immer mit Trägheit einher, welche für das Vorankommen eines Unternehmens niemals gut ist.

Aus vielen Berichten mit befreundeten Unternehmern war dieses Manko offensichtlich. Wie alle Menschen tendieren auch Gründer von Natur zur Faulheit und fangen an, sich mit dem EXIST-Gründerstipendium in der Tasche zu entspannen. Obwohl die harte Arbeit eigentlich erst losgeht. Sieh EXIST daher als Mittel zum Zweck.

Feier einen Abend und arbeite danach umso härter weiter. Die nächsten 12 Monate gehen viel schneller vor
bei als du denkst, sodass du am Ende dieser Zeit spätestens Umsätze erwirtschaften oder die Chance auf Fremdkapital haben solltest. Die meisten Teams haben beides nicht, weil sie sich zu sicher, träge und faul waren. Sei dir niemals zu sicher.

—Botschaft an dich: Suche das Gründungszentrum deiner Uni auf und nimm an Veranstaltungen teil. So kannst du die Teams und den Leiter und andere Verantwortliche des Gründungszentrums kennenlernen. Diese Leute werden dir später maßgeblich bei der Bewerbung helfen, sodass ein gutes Verhältnis und Kontakt im Vorfeld nie schaden.

Treffe und lerne zudem von anderen Startups deiner Uni, die momentan ein EXIST-Gründerstipendium beziehen. Sofern du eine Bewerbung erwägst, frage bei EXIST-geförderten Startups nach deren Bewerbung. Die meisten Gründer sind so hilfsbereit, sodass sie deinen Wunsch kaum ausschlagen werden.

Vergiss aber niemals: Wenn du Gründer um Hilfe fragst, steig bitte immer mit einem Punkt ein, wie du helfen kannst (vielleicht die Vorstellung eines Kunden). Gib immer mehr als du nimmst

[Frühjahr 2014] Zweifel, Entschluss & Ausstieg

Ich hinterfragte mich stark, weil ich Zweifel hatte.

Zweifel an mir, mein volles und wahres Talent einbringen zu können. Zweifel am Team. Zweifel am Produkt. Zu viele Zweifel, die bei meiner Arbeit nicht halfen.

Die Entscheidung, Spotistic am Ende des EXIST-Gründerstipendiums zu verlassen, war nicht einfach. Aus Respekt und Vertrauen zu meinen 2 Freunden – Victor & Maxence – werde ich hier nicht im Detail beschreiben, was genau wie und warum passierte. Das ist auch nicht wichtig und notwendig. Jede Situation ist einzigartig.

Kurz vor Silvester 2014 teilte ich meine Entscheidung meinen Mitgründern mit, dass ich unser gemeinsames Startup verlassen möchte.

Das Gespräch war natürlich nicht einfach. Ich nahm mir vor, ruhig und bestimmt zu bleiben und bereitete mich auf potenzielle emotionale Gegenreaktionen vor. Diese blieben aus. Jeder geht unterschiedlich mit solchen Informationen um. Als Absender der Botschaft wollte ich den anderen Halt geben, indem ich mich nicht auf einen “Zickenkrieg” einließ.

Ich akzeptierte, dass ich sehr nervös war, weil ich ein wichtige Botschaft überbringen wollte. Ich empfinde nervös oft als ‘schlecht’, aber warum? Es zeigt doch nur, dass wir einen Anlass als wichtig empfinden und diesen entsprechend würdigen. Ich lasse mich von meiner Nervosität nicht mehr stressen und akzeptiere sie einfach.

Wir einigten uns auf klare Ziele bis zum Ausstieg und was meine Aufgaben und Rollen bis dahin sind. Die Wochen danach waren nicht einfach. Gefühle des Verrats kamen in mir auf.

Im Endeffekt haben wir den Ausstieg sehr professionell vollzogen, sodass wir nach einigem Abstand wieder Kontakt haben und uns helfen und unterstützen.

—Botschaft an dich: Sei dir einfach bewusst, dass du gut entscheiden musst, mit wem du wie zusammen arbeitest. Sei bei der Auswahl deiner Mitgründer sehr vorsichtig und behutsam. Es ist eine Entscheidung, die dein Leben für mehrere Jahre beeinflusst.

Es ist wie eine Ehe. Diese Entscheidung triffst du auch nicht über Nacht (hoffe ich zu mindestens)… Vermeide teaminterne Konflikte und Rivalität, die nur extra Kraft kosten. Die Startup-Reise ist schwer genug.

Weißt du, was die häufigste Fehlerursache von Startups ist? Implodierende Teams.

Nimm dir daher bei der Auswahl der Menschen Zeit, die Teil deines Gründerteams sein sollen. Trete nicht voreilig einem Team bei. Sei geduldig. Lerne deine Mitstreiter kennen. Zusagen ist viel leichter als Ausscheiden. Du solltest keine One-Night-Stand Mentalität anwenden. Lerne stattdessen deine möglichen Mitgründer in kleineren Projekten kennen. Tauscht euch aus. Trefft euch regelmäßig auf ein Bier/Kaffee/Wein und lernt euch kennen, philosophiert und baut im Vorfeld Vertrauen auf.

Als Investor würde ich meinen Fokus extrem auf die Gründervorgeschichte richten, ob und wie die Gründer harmonisieren, welche Werte sie vertreten (respektvoller Umgang, sich aussprechen lassen etc) und ob sie gemeinsam an einer Vision glauben und diese bedingungslos umsetzen.

[Oktober 2015] Übernahme Spotistic

Im Oktober 2015 wurde Spotistic an uberall, ein Startup aus Berlin, verkauft.

Ich freue mich riesig für Victor und Maxence – meine 2 ehemaligen Mitgründer. Ein toller Schritt. Nach meinem Ausstieg konnten sie Spotistic weiter erfolgreich verkaufen, sodass die Technologie und der Kundenzugang für uberall so wertvoll sind, Spotistic zu kaufen. Zudem gewinnt uberall ein extrem talentiertes Team an Unternehmern und Entwicklern.

Herzlichen Glückwunsch an Victor und Maxence.

Chapeu!

Bien fait!

—Über den Autor: Danny möchte Studenten & Absolventen durch Startup Geist helfen, ihre unternehmerischen Träume zu entdecken und diese fokussiert, produktiv und achtsam zu realisieren. Entdecke auch du deinen StartupGeist und hole dir eines von Danny’s 5 eBooks.

Ressorucen

 Anhang: Spotistic – Die Idee

Mein erstes Startup startete ich mit 2 Franzosen in Berlin – Victor Landau und Maxence Decrosse, welche die Urheber der Geschäftsidee zu Spotistic sind. Beide lernten sich 2011 in Frankreich kennen und arbeiteten an gemeinsamen Projekten.

Spotistic zielt auf den Trend ab, dass durch die Demokratisierung von Wissen und Informationen Konsumenten zu Produzenten werden. Die Bewegung des Web 2.0 ermöglicht Unternehmen neuartige Kundenbeziehungen zu nutzen, da soziale Interaktionen mediale Monologe (‘one to many’) in sozial-mediale Dialoge (‘many to many’) verwandelt. Basierend auf dem Trend von Sozialen Medien und der breiten Nutzung von Smartphones entstanden Standort bezogene Dienste (Engl. ‘location-based service; bspw.: foursquare, Facebook, Google+ places, Qype/Yelp), die es dem Endnutzer ermöglichen, nicht nur den Ort seines Aufenthaltes mit Freunden zu teilen, sondern auch Kommentare und Bewertungen zu hinterlassen.

Das erste Produkt konzentrierte sich auf die Aggregation und Auswertung von standortbezogenen Daten von Foursquare. Der Produktname war Fourscan. Später wurde die Aggregation und Auswertung auf mehrere Social Media-Plattformen ausgeweitet und in Spotistic umbenannt. Der Name setzt sich aus den englischen Begriffen ‘Spot’ und ‘Statistic’ zusammen.

Spotistic ermöglicht lokale Geschäfte mit ihren Kunden auf mehreren Sozialen Plattformen über ein einziges Web-Portal zu kommunizieren und auf Feedback zu reagieren. Zudem können Kunden Kampagnen ausstrahlen sowie Gutscheinaktionen durchführen und bekommen eine automatische semantische Analyse, ob die Inhalte positiv oder negativ sind. Negative Kommentare sollten natürlich schnellstmöglich beantwortet werden. Sie werden als dringende Aufgabe für den Unternehmensvermarkter angezeigt, die er schnell erledigen sollte.

Spotistic – Die Vision

Laut einer Untersuchung von Gartner werden Unternehmen bis 2015 ihren Umsatz bis zu 20% steigern, wenn sie auf Standort bezogenes Marketing setzen (Gartner, 2012). Wir sind Zeugen einer interessanten Machtverschiebung innerhalb der Unternehmen. Marketing ist das neue Schwergewicht (Leadformix, 2012), weil seine Bedeutung zum Umsatzwachstum heute wichtiger ist als je zuvor.

Das digitale Marketing zum Beispiel treibt größtenteils das Wachstums in vielen Branchen. Unternehmen verstehen das digitale Marketing als Schlüssel zur Erreichung ihrer Umsatzziele. Diese neue Ausrichtung erfordert mehr als attraktive PowerPoint- Präsentationen und positive Worte über abstrakte Konzepte in vierteljährlichen Quartalsberichten. Marketing-ROIs (Engl.: return on investment) können besser gemessen und Marketingleiter (Engl.: CMO, chief marketing officer) werden so zur Rechenschaft gezogen werden.

Diese Machtverschiebung basiert auf neuen Informationstechnologien für das Marketing – vom modernen Marketing über neue Medien (Radio, Fernseher) ermöglichen erst heutige neue Technologien, wie das Web 2.0 und Smartphones eine gezielte Kundenansprache.

Bis 2017 wird das durchschnittliche IT-Budget eines Marktingsleiters größer sein als das Budget eines Leiters für Einkauf (Gartner Research, 2012). Das ist eine massive Verschiebung von Budgets innerhalb von Unternehmen. Startups, die sehr gute Marketinglösungen für Unternehmen anbieten, können intensiv davon profitieren.