Man sollte nicht alles glauben, was man hört. Sich selbst gründlich zu informieren ist der erste Schritt, um Missverständnisse zu vermeiden.
Es passiert häufig in unserem Alltag, dass Missverständnisse aufkommen. Auch beim Design Sprint gibt so einige Annahmen, die so nicht ganz richtig sind. In diesem Artikel stelle ich Ihnen die Top 10 der Missverständnisse über Design Sprints vor und werde diese richtig aufklären.
Was ist ein Design Sprint?
Zunächst einmal: Was ist überhaupt ein Design Sprint?
Hier eine kurze Erklärung: Ein Design Sprint ist die praktische Umsetzung der theoretischen Ansätze und Prinzipien des Design Thinking. Es handelt sich hier um einen Prozess, der von Jake Knapp stammt und von AJ&Smart weiterentwickelt wurde. Innerhalb von 4 Tagen widmen Sie sich in einem kleinen Team einer ausgewählten Thematik bzw. einem Problem und entwickeln hierzu Lösungen. Innerhalb dieses Zeitraums wird ein Prototyp gebaut, der durch einen Kundentest validiert wird.
Zu den Mehrwerten gehören hier u.a. die vergleichsweise schnelle Bearbeitung des Problems, das minimierte Risiko und das Sparen von Kosten.
Einen umfangreichen Einblick erhalten Sie in dem Buch „Sprint: How to Solve Big Problems and Test New Ideas in Just Five Days“ von Jake Knapp oder die Google Ventures Webseite. Bei seiner Version handelt es sich noch um einen 5-Tages-Prozess, der von AJ&Smart weiterentwickelt und auf 4 Tage komprimiert wurde.
1. “Bei Design Sprints geht es darum, MVPs schneller zu bauen.”
Das, was Sie in einem Design Sprint erbauen, ist ein Prototyp und noch kein fertiges Produkt. Sie sollten also bei Ihrem ersten Design Sprint nicht mit der Erwartung rangehen, dass Sie nach dieser Woche sofort ein fertiges Produkt auf den Markt bringen können.
Im Wesentlichen erarbeiten Sie in einem Design Sprint Ideen und Konzepte, die Sie durch den Prototyp und den Usertests validieren lassen. Sie testen also Ihre Ideen und sammeln die nötigen Daten, um weitere Handlungsschritte planen zu können.
In einem Iterations-Prozess können Sie Ihren Erfolg maximieren.
Der Design Sprint bietet sich besonders gut an, da man aufgrund der Prinzipien relativ schnell Lösungen erarbeiten kann. Mittels dieses Prozesses können Sie Dinge ausprobieren, ohne hohe Kosten aufzubringen oder ein hohes Risiko einzugehen.
Merken Sie sich hierbei, dass es keine gescheiterten Sprints gibt!
2. “Es gibt keinen Platz für Forschung in einem Design Sprint.”
Es stimmt, dass bei einem Design Sprint keine langen Research-Phasen durchgeführt werden. Dass heißt aber nicht, dass die Experten und Sprint-Teilnehmer Ihr Wissen und Ihre Erfahrung nicht mit einbeziehen können.
Es ist auch falsch, davon zu sprechen, dass es beim Design Sprint keinen Platz für Forschung gibt und man direkt zur Lösungsfindung überschreitet. Das ist ein Irrtum!
Bei einem Design Sprint lernen Sie, sich Ihren Problemen zu widmen und diese auf die bestmögliche Art anzugehen. Außerdem kann der Kundentest auch als ein Aspekt der Forschung gesehen werden, weil Sie den Kunden befragen und Ihre Rückschlüsse daraus ziehen.
3. “Aber du musst ein Problem verstehen, um es zu lösen!”
Es ist nicht unbedingt erforderlich, dass Sie ein Problem im vornherein ganz verstehen, um es lösen zu können. Reale Probleme sind oft sehr komplex und schwer zu definieren. Wichtig ist es, dass Sie dieses Problem angehen!
Das Ziel eines Design Sprints ist es nicht, dass Sie am Ende einer Woche die perfekte Lösung erarbeitet haben. Vielmehr kommt es darauf an, zu experimentieren. Nur durch einen tatsächlichen Versuch können Sie herausfinden, ob Sie auf dem richtigen Weg sind oder einen anderen einschlagen müssen. Sie erarbeiten mögliche Lösungen, zu denen Sie dann ein Feedback bekommen.
Basierend auf Ihren neu gewonnenen Erkenntnissen können Sie entscheiden, wie es weitergeht.
Halten Sie sich nicht mit monatelangen oder jahrelangen Meetings und Diskussionen auf, ohne einer Lösung näher zu kommen. Es ist besser, anzufangen als gleich richtig liegen zu wollen und dabei nicht vorwärts zu kommen. Wagen Sie das Experiment und testen Sie Ihre möglichen Lösungen mit echten Menschen.
Eine Entscheidung ist besser als gar keine Entscheidung.
4. “Man braucht eine User Research, um herauszufinden, was die Nutzer wirklich wollen.”
Nein, das braucht man nicht unbedingt.
Ein gründlicher User-Research hat seinen Wert, das heißt aber nicht, dass sie immer wertvoll eingesetzt wird. Oft wird die Recherche getrennt vom Rest des Unternehmens durchgeführt, so dass die Menschen, die damit dann letztendlich arbeiten sollen, die Ergebnisse falsch interpretieren oder sogar ignorieren könnten. Es kann auch sein, dass gar nicht alle Informationen, die sie brauchen, bei ihnen ankommen.
Außerdem sollte man sich nicht zu sehr auf die Informationen des User Researches verlassen und mit dem Warten auf die Ergebnisse von der Lösungsfindung und -ausführung aufhalten lassen. Denn letztendlich können sie nur durchs Testen in der realen Welt mit echten Usern, mittels eines Prototyps, herausfinden, was Ihre Kunden wirklich wollen.
5. “Die in Design Sprints verwendeten Methoden sind nichts Neues und wurden von Designern schon immer verwendet.”
Das kann sein… aber ist das wichtig?
Ich denke, dass worauf es vor allem ankommt ist, dass der Prozess funktioniert und den gewünschten Erfolg hervorbringt. Jake Knapp und AJ&Smart haben etwas Gebündeltes geschaffen, dass ein konzentriertes und strukturiertes Arbeiten ermöglicht. Anstatt herauszufinden und zu verstehen, was Design Sprint so besonders macht, sollten Sie es einfach ausprobieren und sich selbst davon überzeugen!
Vielleicht hilft es Ihnen auch, sich über die Unterschiede der Design Sprint Methoden und der agilen Arbeitsweise zu informieren.
6. “Design Sprints sind Design by Committee.”
Bei einem Design Sprint entwickelt man zusammen Ideen und entscheidet dann über diese, indem jeder/e Teilnehmer/in eine bestimmte Anzahl an Abstimmungspunkten erhält.
Aber diese Stimmen bestimmen nicht die Richtung, in der ein Design Sprint geht. In jedem Sprint muss ein Teilnehmer die Rolle des Entscheiders übernehmen. Dieser trägt eine große Verantwortung und entscheidet, in welche Richtung der Design Sprint geht. Meistens obliegt diese Aufgabe den Produkteigentümern oder den Produktmanagern, weil das Unternehmen Ihnen diese Entscheidung anvertraut.
Den Entscheidern steht es dann frei, ob Sie Ihrem Team zuhören und das machen, was es vorschlägt oder ob sie eine ganz andere Richtung einschlagen.
7. “In Sprints zu wählen ist ein Trick, um Leute zu beschwichtigen, die nichts zu sagen haben.”
Das stimmt so nicht. Bei den Sprints kommt jeder zu Wort. Jeder/e Teilnehmer/in kann seine Meinung und Ideen äußern. Jeder Beitrag ist wichtig und führt zu den Resultaten des Design Sprints. Die Abstimmung dient dazu, mögliche Richtungen aufzuzeigen, die wiederum den Entscheidern hilft, einen Anruf zu tätigen, so dass die Dinge vorankommen.
Der/die Entscheider/in legt fest, ob er/sie der Meinung des Teams folgt oder sie ignoriert. Zumindest werden aber die einzelnen Vorstellungen und Argumente offengelegt — anders als “normalen” Meetings.
Design Sprints sind also weder vollkommen demokratisch noch absolut hierarchisch. Wichtig ist die Rolle des Entscheiders. Solange jemand da ist, der eine Entscheidung treffen kann, ist alles gut.
8. “Den meisten Menschen fehlt es an Fähigkeiten und Kreativität, um gute Ideen zu entwickeln.”
Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Manche sind kreativer als andere.
Das Gute beim Design Sprint ist, dass man keine Kreativität braucht und auch nicht außerhalb der Box denken muss. Diese Sachen sind keine notwendige Bedingung, um gute Ideen entwickeln zu können. Der Design Sprint ist so konzipiert, dass man durch konzentriertes Arbeiten immer zu neuen Ideen kommt. Dadurch, dass hier meistens Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen, können sich die Teilnehmenden gegenseitig inspirieren, indem sie ihre Sichtweise den anderen vorstellen. So können alle voneinander profitieren.
Der Design Sprint ist nicht nur für Designer gedacht. Denn diese Problemlösungsmethode kann von jedermann genutzt werden.
Jeder, nicht nur Designer, können wunderbare Ideen und Konzepte entwickeln.
9. “Design Sprints sind nur für digitale Produkte.”
Das stimmt doch gar nicht! Wir haben bei AJ&Smart erfolgreich Design Sprints zu Geschäftsmodellen, Arbeitsprozessen, Bildung, Kulturwandel in Unternehmen, Brettspielen und sogar Snackbars durchgeführt.
Mag sein, dass die Sprints überwiegend digitale Produkte oder Dienstleistungen beinhalten, aber sie sind nicht ausschließlich darauf ausgelegt. Der Rahmen ist recht flexibel!
10. “Du solltest jede Woche einen Design-Sprint machen.”
Das ist ein weiterer Irrtum. Sie müssen natürlich nicht, jede Woche einen Design Sprint machen. Das ist auch nicht ratsam. Denn obwohl Design Sprint sehr viel Spaß machen und neue Erkenntnisse bringen, sind sie doch sehr intensiv.
Es empfiehlt sich zwei Design Sprint Wochen pro Quartal durchzuführen. Die Laufzeit kann aber auch variieren, je nachdem, wie Sie die Sprints verwenden und wer daran beteiligt ist.
Hauptsächlich geht es bei Design Sprints ums Lernen, Ausrichten und um die Zieldefinition.
Fazit: Top 10 Design Sprint Missverständnisse
Lassen Sie sich nicht von solchen Irrtümern leiten und klären Sie im Vorfeld Missverständnisse auf. Am besten überzeugen Sie sich selbst von der Methode des Design Sprints, z.B. in Form des Lightning Decision Jam. Nur so können Sie sich selbst ein Bild davon machen und Ihre Zweifel beseitigen.
PS: Herzlichen Dank für deine Mitarbeit, Vivien.