Warum Design Sprints NIE scheitern!

Warum Design Sprints nie scheitern
Warum Design Sprints nie scheitern

Es gibt keine gescheiterten Design Sprints. Das ist eine einfache Tatsache, die aber nicht für alle so leicht nachzuvollziehen ist.

Der deutsche ingenieursbetriebene Kopf und der Geist wollen perfekt sein. Sie streben nach endloser Perfektion.

Man möchte keine Fehler machen.

Deswegen sammelt man erstmal so viele Daten wie möglich und engagiert Agenturen und Berater, die einem dabei weiterhelfen sollen. Man gibt viel Geld aus, hat tausende von Meetings und schreibt Emails bis zum Abwinken.

Am Ende kommt man dann immer noch zu keiner Entscheidung.

Dieser Prozess dauert viel zu lange und führt zu einer Entscheidungsmüdigkeit. Außerdem sinkt die Teammoral, weil man nur auf einer Stelle stehen bleibt.

Das Streben nach Perfektion hindert Sie daran, vorwärts zu kommen.

Dabei haben Entrepreneurship und Produktentwicklung nichts mit Perfektionismus zu tun. Zumindest nicht am Anfang.

Erstmal geht es darum, dass Sie Ihr Konzept testen. Dadurch sammeln Sie Daten, mit denen Sie dann eine bessere Entscheidung treffen können. Sie iterieren sich hin zur besseren Lösung. Wenn Sie sich in der dritten oder vierten Iterationsschleife befinden oder das Produkt schon auf dem Markt ist, dann kann man das perfektionieren. Doch man kann nicht von Anfang an perfekt sein; es gibt kein perfektes Produkt.

Mit diesem Mindset-Shift haben vor allem mittelständische Unternehmen und DAX-Konzerne extreme Probleme. Sie stehen so sehr unter Druck, weil sie sich keine Fehler erlauben dürfen.

Ein Scheitern ist hier nicht erlaubt.

Das macht jedoch die Experimentierfreude kaputt, die in jeder Innovation erforderlich ist.

Keine gescheiterten Sprints

Beim Design Sprint testen Sie in einem kleinen Team Ihre Idee. Sie kommen als Gruppe zusammen, Sie lernen zusammen und denken zusammen laut nach. Dabei kommen immer Ergebnisse herum, die sehr wertvoll sind.

Sie arbeiten selbst direkt mit dem Kunden und erhalten durch das Feedback neue Eindrücke. Es ist ein richtiges „Aha-Erlebnis“! Sie werden auf Dinge gestoßen, an die Sie vorher noch nicht gedacht haben. Von daher ist es immer gut, wenn man Meinungen von außen bekommt.

Man kann es auch mit folgender Metapher beschreiben:

Sie stehen im Wald und haben sich bisher immer nur die Eiche angeschaut. Dabei ist Ihnen nie der Walnussbaum direkt daneben aufgefallen, weil Sie ihn nicht für wichtig hielten. Der Kunde macht Sie erst darauf aufmerksam: „Schauen Sie, dort liegen wundervolle, leckere Walnüsse neben Ihnen auf dem Boden. Wieso machen Sie nicht was mit denen?“

Es fällt schwer, über seinen eigenen Tellerrand hinwegzuschauen. Deshalb arbeiten wir beim Design Sprint multidisziplinär und kundenzentriert.

Durch das Testen erhalten Sie Feedback, das Sie als Grundlage für Ihre Entscheidungsfindung nehmen können. In dem Wissen, dass man nicht perfekt ist und nur ein Konzept testet, gehen Sie iterativ vor. Selbst wenn der Prototyp kein Erfolg gewesen sein sollte, haben Sie durch das Kundenfeedback Verbesserungsvorschläge bekommen. Die erste Woche ist hierbei viel mehr wie eine Recherchewoche. Darauf folgt der Iterationssprint. Es ist immer der gleiche Vorgang.

Auch wenn es nach einem großen Aufwand aussieht, die Zeit sollten Sie sich hierfür nehmen. Sie sind auf keine Agentur angewiesen. Sie machen alles selbst. Dadurch fühlen Sie sich befähigt, die Aufgaben zu erledigen. Ein schönes Power-Gefühl! Das ermutigt alle Teilnehmer am Weitermachen.

Mein Mantra

„Anstatt perfekt zu sein und 100% richtig zu liegen, lasst uns weniger falsch liegen.“

Das ist mein Workshop-Mantra, das ich der Gruppe immer zu Beginn mitteile. Und ich sehe regelrecht die Erleichterung in den Gesichtern der Teammitglieder. Wie sie sich ein bisschen entspannen, weil dieser Druck bzw. diese Last von ihren Schultern genommen wird, perfekt sein zu müssen.

Für mich als Design Sprint Moderator ist dieses Mantra bzw. das Wissen, dass es keine gescheiterten Sprints gibt, ebenfalls sehr hilfreich. Es hilft mir auf vielen Ebenen ein guter Moderator zu sein. Denn ich weiß, dass ich durch einen gut moderierten Workshop immer Mehrwert für die Gruppe und das Unternehmen bringen kann.

Durch den Design Sprint kommen wir immer zu neuen Ergebnissen und Erkenntnissen. Es ist als würden wir am Anfang in einem dunklen Raum stehen und versuchen eine Dartzielscheibe zu treffen. Mit jedem Kundenfeedback, das wir erhalten, können wir einen Lichtpfeil abschießen. Dadurch erhellt sich der Raum und wir können sehen, wo sich das Ziel befindet. Mit jedem neuen Lichtblick kommen wir dem Ziel immer näher.

Beispiel: Twitter – Hashtags

Twitter stand am Anfang vor der großen Frage, ob Menschen wirklich innerhalb 140 Zeichen miteinander kommunizieren wollen/können. Sie haben ihre Idee einfach getestet und den Kunden gefragt, wie sie mit 140 Zeichen kommunizieren würden.

Die User haben dann irgendwann die Hashtags und das @-Zeichen eingeführt. Daran hat das Produktteam von Twitter gar nicht gedacht. Heute werden diese Mittel auf allen möglichen sozialen Plattformen verwendet. Vorher gab es die Hashtags noch gar nicht.

Dadurch, dass sie das Produkt relativ schnell an die Kunden gebracht haben, konnten diese sogar eigene Lösungen entwickeln und Wege zur Kommunikation finden.

Beispiel: Amazon – Alexa

Amazon ist als Onlineversandhändler für sein breit gefächertes Produktangebot bekannt. Des Weiteren bieten sie dem Kunden auch Dienstleistungen wie u.a. Prime Video und Amazon Music an. Amazon entwickelte auch die mittlerweile sehr verbreitete und erfolgreiche KI-Technologie „Alexa“, die in den Amazon-Echo-Lautsprechern verwendet wird und seit 2016 auf dem deutschen Markt existiert.

Der Weg dahin war aber kein leichter. Bevor Amazon „Alexa“ entwickelte, gab es viele andere missglückte Produktversuche, die bei den Kunden nicht so gut ankamen. Neben den ebenfalls erfolgreichem E-Book-Reader „Kindle“ brachte Amazon Tabletcomputer unter der Produktreihe Kindle Fire, später einfach nur Fire Tablet, raus.

Obwohl diese Tablets von Amazon viel günstiger waren als die iPads von Apple, blieb der erwünschte Erfolg aus. Die anfänglichen Modelle waren z.B. in ihrer Funktion sehr eingeschränkt. Sie verfügten nicht mal über eine Kamera oder ein Mikrofon. Doch das war für Amazon und sein Entwicklungsteam kein Grund, um aufzugeben. Sie haben immer weitergearbeitet und ständig versucht, sich zu bessern und aus ihren Fehlern zu lernen.

Irgendwann haben sie dann die Software „Alexa“ entwickelt, die sie mit einer Hardware, die einen guten Sound bietet, verbunden haben. Diese Kombination machte dieses Produkt erst richtig erfolgreich. Es bietet mit der Sprachsteuerung vielfältige Funktionen z.B. in den Bereichen SmartHome, Online-Einkäufe und Musik.

Meiner Meinung nach konnten sie diesen Erfolg nur erreichen, weil sie immer wieder iterativ neue Produkte auf den Markt gebracht und aus ihren Versuchen gelernt haben.

Auch wenn sie wahrscheinlich Milliarden an Geldern verschwendet haben, sind sie nicht gescheitert.

Deshalb gibt es auch keine gescheiterten Design Sprints, weil jeder Sprint zu neuen Erkenntnissen führt, anhand dieser Sie sich und ihr Produkt verbessern können.

Warum Design Sprints nie scheitern

Fazit

In vielen deutschen etablierten Unternehmen besteht noch das Problem, dass das Mindset vom „Perfekt Sein Wollen“ sehr stark in ihrer Unternehmenskultur verankert ist.

Sie haben noch nicht begriffen, dass die Haltung sich eher negativ auf die Entscheidungsfindung und den Erfolg auswirkt. Daran müssen sie noch wirklich arbeiten. Start-Up Unternehmen sind Ihnen dagegen viel voraus.

In unserer heutzutage hochkomplexen Welt kann man nicht zu 100% richtig liegen. Und das ist völlig in Ordnung und für den Firmenerfolg gar nicht notwendig.

Denken Sie daran, dass Sie nicht perfekt sein wollen, sondern dass Sie weniger falsch liegen wollen. Mit dieser Einstellung fällt es ihnen leichter Entscheidungen zu treffen und Sie können Fortschritte machen.

Auf geht’s. Lasst uns weniger falsch liegen.

PS: Wie gehen Sie mit Scheitern um? Wie versuchen Sie in Ihrem Team die Motivation hoch zu halten? Bitte antworten Sie gern in den Kommentaren 🙂

PPS: Herzlichen Dank für deine Mitarbeit, Vivien