Design Sprint Prinzipien

Design Sprint Prinzipien
Die 4 Prinzipien von Design Sprints

Beim Design Sprint gibt es vier große Prinzipien, auf die wir bei der Design Sprint Moderation immer wieder referenzieren. Ich arbeite Prinzipein-basiert, auch in Anlehnung an Ray Dalio. Ray Dalio ist einer der erfolgreichsten Investoren, die es heute gibt. Er war öffentlich lange nicht wirksam. Er blieb lange in seiner Nische des Investments verborgen und kam erst zum Vorschein, als er älter wurde.

Seiner Meinung nach, lässt sich das Leben in drei Abschnitte einteilen:

  1. Man wächst auf und lernt.

  2. Man geht raus in die Welt und findet heraus, wer man ist.

  3. Man vermittelt sein Wissen an andere Menschen.

Er selbst ist mittlerweile 70 Jahre alt und befindet sich nun in der dritten Lebensphase. Er bringt das, was er gelernt hat, anderen bei. Er veröffentlicht Bücher, erstellt sehr gute Videos und hält inspirierende Vorträge. Nach dem Vorbild der zweiten Lebensphase, wo man seine Schwächen und Stärken herausfindet, erstellte er bspw. auch folgendes Prinzip:

Schmerz + Reflexion = Fortschritt (Pain + Reflexion = Progress)

Wenn Sie an einem neuen Projekt arbeiten, kann es sein, dass Sie scheitern. Der Kunde gibt Ihnen möglicherweise ein negatives Feedback. Diese Unzufriedenheit dürfen Sie aber nicht persönlich nehmen. Sie nutzen diese schmerzvolle Erfahrung, um daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Wenn Sie den Schmerz akzeptieren und Ihre Vorgehensweise reflektieren, können Sie aus Ihren Fehlern lernen und sich schrittweise der Lösung nähern. Nur so erreichen Sie Fortschritt.

Nach diesem Mantra hat Dalio viele seiner Prinzipien entwickelt.

Wir versuchen diese Prinzipien für Design Sprints anzupassen. Wenn man die vier großen Prinzipien vom Design Sprint verstanden hat, kann man sie auf ganz viele andere Bereiche anwenden und neue Workshop-Konzepte erarbeiten.

Design Sprint Prinzipien

  1. Gemeinsam allein
  2. Loslegen ist wichtiger als richtig zu liegen
  3. Nachweisbare Arbeitsergebnisse
  4. Kreativität ist nicht notwendig

 

1. Prinzip: Gemeinsam allein

Design Sprint Prinzipien auf Englisch: “Together alone”

Beim Design Sprint sind viele Übungen so aufgebaut, dass jeder anfangs seine Ideen und Vorstellungen auf einen Klebezettel (aka Post-It) notiert und diese anschließend an die Wand heftet, so dass sich alle diese Notizen durchlesen können.

Durch die Note-and-Vote-Loop (‘Notieren-und-Abstimmen-Schleife’) werden Diskussionen vermieden.

Note-Vote-Loop

Dieses Prinzip fasst somit das Arbeitsgefühl, was beim Design Sprint zustande kommt, zusammen. Sie sitzen mit Ihrem Team in einem Raum und arbeiten zusammen an Ihrem Projekt, wodurch Sie ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Sie stärken Ihren Zusammenhalt im Team, weil Sie alle dasselbe Ziel vor Augen haben und nach Lösungen suchen. Hierbei sprechen Sie aber nicht verbal miteinander, sondern lassen Ihre Klebezettel für Sie sprechen.

In meinen Design Sprint Trainings nenne ich es auch gerne den Bibliotheks-Effekt. Es ist wie bei einer Prüfungsvorbereitung. Alle haben das gleiche Ziel vor Augen: Sie wollen bestmöglich durch die Prüfung kommen. Dafür trifft man sich in der Bibliothek und sitzt im Prinzip ruhig nebeneinander. Jeder paukt für sich allein. Aber man tauscht sich auch ab und zu miteinander aus.

Das Großartige an diesem Prinzip ist, dass jeder “zu Wort kommt” und jeder erhört wird. Anders als bei herkömmlichen Meetings, die sehr viel mit durcheinander geführten Gesprächen ablaufen, haben wir beim Design Sprint eine sogenannte stille Denk-Zeit. Es geht nicht darum, wer am lautesten ist und seine Meinung am besten präsentieren und so den Anderen „verkaufen“ kann. Dieses Prinzip ermöglicht es somit, auch introvertierte oder ruhige Menschen miteinzubeziehen. Jeder kann durch die Klebezettel seine Ideen vorstellen. Und jeder ist gezwungen die Notizen der anderen zu lesen.

Ich weise auch immer wieder darauf hin, dass jeder leserlich schreiben soll und dass die ganze Sache anonym ist. Mit diesem Prinzip ermöglichen wir für alle den gleichen Ausgangspunkt. Es ist egal, was für einen Titel man trägt oder welche Stellung man in der hierarchischen Ordnung innehat. Jeder kann sich ausdrücken, ohne dafür verurteilt zu werden.

So wird sichergestellt, dass nur die Tatsachen und Informationen zählen.

Meine Aufgabe als Design Sprint Moderator ist es hierbei, das Beste aus jedem einzelnen Teammitglied herauszuholen, so dass alle ihr Wissen beisteuern. Nur so wird ein kollaboratives Arbeiten ermöglicht.

Nachdem jeder sein eigenes Konzept erstellt hat, wird über diese am zweiten Tag mit Punkten abgestimmt. So kommen Sie im Team zu einer Entscheidungsfindung.

Das Gemeinsam-Allein-Prinzip ist für mich mit Abstand das wichtigste Prinzip!

Es hat meine Arbeitsweise und auch die Sicht auf Arbeit komplett verändert. Ich war es bisher gewohnt, dass man redet und debattiert. Die Menschen, die am schnellsten den Einfall haben oder am redegewandtesten sind, gewinnen.

(Zum Beispiel sagt man auch Angela Merkel nach, dass sie Debatten und Diskussionen gewinnt, weil sie diese am längsten „aussitzen“ kann. Sie hat ein langes Durchhaltevermögen und kann über längere Zeit die Schärfe Ihres Geistes aufrechterhalten. Sie kann solange weitermachen, bis die Leute keine Lust mehr haben weiter zu diskutieren und einfach zustimmen. Nach diesem Muster sollten jedoch keine Entscheidungen getroffen werden.)

Deswegen finde ich dieses Prinzip so hilfreich. Jeder wird gehört. Nur das Wissen zählt. Und Sie kommen schneller zu Ergebnissen, weil alles nach einem stringenten Zeitplan abläuft.

 

2. Prinzip: Loslegen ist wichtiger als richtig zu liegen

Design Sprint Prinzipien auf Englisch: “Getting started is more important than being right”

Uns Deutschen fällt es oft schwer, einfach mal loszulegen. Wir versuchen von Anfang an, alles richtig zumachen und alles genau zu kalkulieren. Wir halten uns mit langen Diskussionen auf, schreiben Business-Pläne und erstellen unnötige PowerPoint-Präsentationen.

Beim Design Sprint lernen wir, wieder ein Kind zu sein.

Kinder rennen einfach los, ohne sich vorher Gedanken zu machen. Selbst wenn sie hinfallen, macht es ihnen nicht viel aus. Sie merken, dass es so nicht geklappt hat, stehen auf und rennen wieder los.

Diese Eigenschaft lassen wir bei Design Sprints wiederaufleben. Es geht darum, einfach mal loszulegen. Sie sammeln innerhalb von vier Tagen Ideen, erstellen ein Konzept, bauen ein Prototyp und stellen dies dem Kunden vor. Somit sammeln Sie ihre ersten Daten und können auf Grundlage dieser Informationen weitere Schritte einleiten. Mithilfe von Design Sprints können Sie im Anschluss bspw. einen Budget-Plan und einen Projektplan erstellen.

Sie müssen nur den Mut aufbringen, diese Vorgehensweise anzuwenden. Nutzen Sie die Lernerfahrung, um sich der Lösung Schritt für Schritt zu nähern.

Es kann natürlich sein, dass sie beim ersten Versuch nicht gleich zum gewünschten Ziel kommen. Darauf bauen Sie auf und lernen mit der Niederlage und dem Schmerz umzugehen. Das gehört nun mal dazu. (Sie erinnern sich an das erwähnte Prinzip von Ray Dailio: Schmerz + Reflexion = Fortschritt.)

Ich sage in meinen Trainings immer wieder: „Eine Entscheidung ist besser als gar keine Entscheidung.“

Viele Menschen lassen sich davon aufhalten, die richtige Entscheidung treffen zu wollen. Es bringt jedoch nichts, wenn Sie sich nur im Kreis drehen. Sie müssen oft einfach loslegen und handeln. Nur so können Sie lernen, Daten sammeln, Probleme lösen und bessere Entscheidungen treffen. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass Sie eine falsche Entscheidung getroffen haben, wissen Sie es hiermit nun und im besten Fall war die Entscheidung als “Experiment verkauft”, als Testballon, um wichtige Daten zu sammeln.

Es ist daher viel besser, eine falsche Entscheidung zu treffen, als lange zu grübeln, zu warten und im Team zu verharren. Haben Sie einfach Mut, mal wirklich loszulegen. Nur so kann Fortschritt entstehen!

 

3. Prinzip: Nachweisbare Arbeitsergebnisse

Design Sprint Prinzipien auf Englisch: “Show, not tell”

Der Mensch hat fünf Sinnesorgane: Ohr, Auge, Haut, Mund und Nase. Wir können hören, sehen, tasten, schmecken und riechen. Bei Meetings jedoch nutzen wir meistens nur unser Gehörsinn. Man spricht und hört zu. Bei langen Diskussionen schaltet der Mensch automatisch irgendwann ab, weil es zu viel und zu lange wird. So können Sie die Meinungen der anderen nicht mehr aufmerksam folgen und wollen eigentlich nur noch Ihren Punkt rüberbringen oder das Meeting verlassen.

Die anderen Sinnesorgane werden hier also außer Acht gelassen. Dabei ist es wichtig, diese ebenfalls miteinzubeziehen. Was Greifbares ist immer besser als lose Worthülsen.

Deshalb versuchen wir dieses Prinzip im Rahmen der Design Sprints immer wieder durchzuführen. Zum Beispiel, schreiben wir Ideen und Notizen auf Klebezettel und befestigen sie an eine Wand. Oder wir verschaffen uns auch mithilfe einer Customer Journey Map einen Überblick von dem, was hier eigentlich los ist. Wir sind stets daran orientiert, mit visuellen Mitteln zu arbeiten.

Wenn Sie in der Gruppe etwas erklären wollen, dann nehmen Sie einen Stift in die Hand und zeichnen es am Whiteboard an, um es verständlicher rüberzubringen. Wenn Sie über eine bestimmte Sache oder ein Beispiel sprechen, dann zeigen Sie es uns. Sei es eine App, eine Webseite, ein Bild oder ein Video.

Ich (Danny): „Zeig uns, was du meinst.“

Als Design Sprint Moderator greife ich oft zum Stift ohne Scheu, was Falsches zu dokumentieren. Ich erkenne inder Körpersprache und den Gesichtern, ob das Dokumentierte das Gesproche wiedergibt. Erst wenn wir dokumentieren und visualieren, können wir als Team und als Gruppe unser Verständnis schärfen und aufeinander abstimmen.

Und weil wir alles visuell festhalten, können wir uns die einzelnen Arbeitsergebnisse vor Augen halten und auf diese in der finalen Erstellung eines Konzepts zurückgreifen. Somit wird das Konzept stich- und reichhaltig.

Durch diese Arbeitsweise wird der Raum zum Leben erweckt.

Sie nutzen mehrere Sinnesorgane, wodurch Ihr kreatives Denken angeregt wird. Sie können Ihr Bewusstsein erweitern und leichter zu neuen Ansätzen kommen.

 

4. Prinzip: Kreativität ist nicht notwendig

Design Sprint Prinzipien auf Englisch: “Do not rely on creativity”

Nicht jeder Mensch ist auf Anhieb so kreativ, wie ein Künstler oder Designer es sein muss. Manchmal hat man auch einfach eine Denkblockade und weiß nicht weiter. Doch keine Sorge! Beim Design Sprint ist das kein Problem.

Design Sprints sind so konzipiert, dass sie Sie durch genaue Zeitangaben stressen. Durch diesen Druck kommen Sie schneller zu Arbeitsergebnissen. Das ist das grosse Design Sprint Geheimnis: Sie kommen garantiert zu Ergebnissen. Die Aufgaben sind so methodisch aufeinander aufgebaut, dass Sie sich schrittweise dem Problem nähern und mögliche Lösungswege erarbeiten. Dabei bleibt das Team motiviert und fokussiert.

Jeder erstellt ein Konzept. Im Nachhinein wird dann abgestimmt. Dadurch dass auch alles visuell festgehalten wird, können Sie sich immer wieder an den bereits vorhandenen Zwischenergebnissen orientieren und sich von ihnen inspirieren lassen.

Dieser lineare Prozess ist so stringent aufgebaut, dass Sie am Ende auf jeden Fall etwas abliefern können. Es ist zwar intensiv und anstrengend, aber Sie brauchen keine Angst haben, mit leeren Händen dazustehen.

Dieser Aufwand lohnt sich!

 

Fazit 

Diese Prinzipien helfen dabei, ein Momentum aufzubauen und das Team voran zu treiben. Durch die ruhige Zeit zum Nachdenken und den anonymen, selbsterklärenden Klebezettel hat jeder die Chance, seine Ideen und Gedanken ohne mögliche Unterbrechungen der anderen Teilnehmer hervorzubringen. Durch die Notieren-und-Abstimmen Schleife werden alle Meinungen gegenseitig wahrgenommen. Es kommt nur auf die Inhalte an. Es ist auch egal, wie gut die Konzepte aussehen, sie müssen einfach eine stringente, präzise Lösung und Story haben.

Aus diesen Gründen bin ich auch ein großer Verfechter dieser Prinzipien.

Wenn Sie diese Prinzipien erfahren und mithilfe eines Design Sprint Moderators richtig anwenden, können Sie sie auch auf andere Bereiche übertragen.

PS: Herzlichen Dank an Vivien für deine Mitarbeit.